Im Folgenden können Sie sich einen kleinen Überblick über die Geschichte der Johannes-Kirchengemeinde verschaffen.
Die Besiedelung Lichterfeldes in der Region der heutigen Johannes-Kirchengemeinde beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Bau des Pfarr- und Gemeindehauses (1909) und der Johanneskirche (1914) begründen die Entwicklung zur Johannesgemeinde. Ihre Grenzen haben sich mehrfach verändert: Mitte der 1930er Jahre durch die Bildung der Martin-Luther-Gemeinde, 1940 durch neue Gebiete im Westen und Südwesten nach der 1938 verordneten Änderung der Bezirksgrenze zwischen Zehlendorf und Steglitz und schließlich durch die Teilung in Johannes-Nord und -Süd im Jahr 1969.
Am 8. November 1934, wenige Tage nach der Dahlemer Bekenntnissynode, erscheint die erste Nummer des Rundbriefes der Bekennenden Kirche (BK) für Berlin-Brandenburg. Herausgeber ist Will Praetorius. Der Rundbrief erscheint einmal im Monat und darf als Mitteilungsblatt nur an Glieder der Bekennenden Kirche verteilt werden.
In jeder Ausgabe (Auflage 50.000) weisen verschiedene Autoren auf die zunehmenden Schwierigkeiten in den Bekenntnisgemeinden und die sich zuspitzende Situation für BK-Pfarrer hin. Dies geschieht auch durch die Übernahme von Zitaten aus nationalsozialistischen Zeitungen und Reden, z.B.: "Wenn die Notbundpfarrer den Kampf wollen, so können sie ihn haben; allerdings müssen sie dabei bedenken, dass sie auch für die Folgen voll zur Verantwortung gezogen werden" (Hauk, Kreisleiter der NSDAP in Züllichau, Rundbrief Nr. 1).
Zudem werden Maßregelungen, Entlassungen und Verhaftungen von Pfarrern und Kirchenbeamten von Monat zur Monat deutlicher und direkter benannt. Jeder Rundbrief enthält eine Predigt oder Botschaft, in der zum Ausdruck kommt, warum das Bekenntnis in der Zeit des Nationalsozialismus von jedem Christen mehr denn je gelebt werden muss. "Durch Schweigen der Kirchen werden Tausende und Millionen Menschen in den Abfall von Gott geführt. Je mehr wir schweigen, desto größer der Abfall und desto mehr Schuld bei uns" (Gerhard Jacobi, Präses des Berliner Bruderrates der BK und Pfarrer an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Rundbrief Nr. 7). Nach vielen Schwierigkeiten mit der Geheimen Staatspolizei wird im Oktober 1935 Pfr. Praetorius die Herausgabe des Rundbriefes durch die Reichspressekammer verboten.
Die Rundbriefe sind heute im Archiv der Johannesgemeinde, Ringstr. 36, 12205 Berlin, aufbewahrt.
Literatur: Sabine Wernitzsch, Wo ist dein Bruder Abel?
Die Johannesgemeinde Lichterfelde im Nationalsozialismus, 1992, zu beziehen bei der Johannesgemeinde, Tel. 030 - 833 38 92